K66 Ode
Elegical chant in three parts – Ode. Elegischer Gesang in drei Teilen (Triptychon für Orchester) – Ode. Chant Élégiaque en trois parties – Ode. Canto elegiaco in tre movimenti per orchestra
Besetzung: a) Erstausgabe*: Flauto piccolo (poi Flauto grande 3), [2] Flauti grandi, [2] Oboi, [2] Clarinetti in Si b, [2] Fagotti, [4] Corni in F, [2] Trombe in Si b, Timpani, Violino1, Violino 2, Viola, Violoncello, Contrabasso [kleine Flöte (auch 3. große Flöte, [2] große Flöten, [2] Oboen, [2] Klarinetten in B, [2] Fagotte, [4] Hörner in F, [2] Trompeten in B, Pauken, Violine 1, Violine 2, Bratsche, Violoncello, Kontrabass]; b) Aufführungsanforderungen: kleine Flöte (= 2. große Flöte), 3 große Flöten (3. große Flöte = kleine Flöte), 2 Oboen, 2 Klarinetten in B, 2 Fagotte, 4 Hörner in F, 2 Trompeten in B**, Pauken, 3 Solo-Violinen, 3 Solo-Bratschen, 1 Solo-Violoncello, Streicher (1. Violine***, 2. Violine***, Bratsche****, Violoncello, Kontrabass****).
* keine Vorspann-Legende.
** die 2. Trompete wird nur in den Takten 1, 3, 5 und 7 des I. Satzes eingesetzt; nach Ziffer 38 kann die 1. Trompete nach C mutieren.
*** dreifache Teilung.
**** zweifache Teilung.
Aufbau: Die Ode ist ein römisch numeriertes dreisätziges Orchesterstück mit englischen Einzelstücktiteln und italienischen Vortragsbezeichnungen.
Aufriss
I
Eulogy
(36 Takte = Ziffer 31 bis Ende Ziffer 10 4)
Lento [ohne Vorzeichen] Viertel = 50 Achtel = 100 (6 Takte = Ziffer 31 bis Ende Ziffer 1 3)
[Vorzeichen 3 b] (30 Takte = Ziffer 2 bis Ende Ziffer 10; poco allarg. bei Ziffer 10 1, a tempo bei Ziffer 10 2)
II
Eclogue
(124 Takte = Ziffer 611 bis Ende Ziffer 34 4)
Con moto [ohne Vorzeichen] punktierte Viertel = 92 (ohne Auftaktzählung 51 Takte = Ziffer 611 bis Ende Ziffer 19)
[Vorzeichen 1 Kreuz] (21 Takte Ziffer 20 bis Ziffer 24 1)
[ohne Vorzeichen] (9 Takte = Ziffer 24 2bis 26 1)
Vorzeichen 2 b] (43 Takte = Ziffer 26 2bis Ende Ziffer 34)
III
Epitaph
(ohne Auftaktzählung 62 Takte = Ziffer 4 35 bis Ende Ziffer 46 5)
Lento Viertel = 46 (ohne Auftaktzählung 27 Takte = Ziffer 435 bis Ende Ziffer 39)
Poco più mosso 2 Achtel = 3 Achtel = Achtel = 152 (35 Takte = Ziffer 40 bis Ende Ziffer 46)
Korrekturen: Strawinsky hörte die Ode nicht bei der Uraufführung im Konzertsaal, sondern bei der Kussewitzkyschen Rundfunkübertragung des Senders Boston. Er las in seiner Partitur mit und entdeckte zunächst Fehler kurz vor Schluss des Stückes (Brief vom 12. Oktober 1943 an Arthur Mendel), und einige Zeit später einen weiteren bei Ziffer 10 (Brief vom 10. Dezember 1943, ebenfalls an Mendel). Kussewitzkys Uraufführung sowohl wie seine Rundfunksendung stützten sich also auf fehlerhaftes Orchestermaterial. Strawinsky war ehrlich genug, sich, zumindest was den ersten Fehlerkomplex anging, selbst die Schuld zu geben und schickte dem Verlag korrigiertes Material. Aus den Briefen sind die Stellen nur über die Beschreibungen und die Ziffernangaben zu ermitteln, nicht durch die Seitenangaben, weil sich diese von den späteren Druckausgaben unterscheiden. Jedenfalls bestand die Autographen-Seite 23 aus drei Partitur-Systemen mit jeweils 6 Takten. Gespielt hat Kussewitzky das zweite und dritte System nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Der Grund dafür war ein Kopistenfehler, den Strawinsky bei der Korrektur überlas. Das zweite und dritte System waren so gleichräumig und so eng untereinander geschrieben, dass der Kopist die Taktstriche durchzog und die beiden Systeme somit zu einer Spieleinheit verschmolzen. Strawinsky nannte sein Übersehen unverzeihlich, schickte eine neue Kopie und teilte offensichtlich auch die Ziffern und Seitensetzung durch Verschieben neu ein. Bei der fraglichen Stelle handelt es sich um die 6 Takte von Ziffer 43 2-7und um die ersten sechs der sieben Takte von Ziffer 44, weil nur sie die beschriebenen Merkmale erfüllen. Ziffer 43 ist ausschließlich mit den Holzbläsern 2 Oboen, 1 Klarinette und 3 Hörnern besetzt, die Ziffer 44 nur mit Pauken und Streichern. Stehen diese beiden Sechserkomplexe passgenau übereinander und das möglicherweise auch noch etwas eng, lassen sie sich als eine Einheit aus Bläsern und Streichern auffassen. Beim zweiten, später entdeckten Fehler handelte es sich um die Klarinettenstelle Ziffer 10 2-3. Die beiden B-Klarinetten spielen identische Noten, nur mit der für Strawinsky typischen differenzierenden Charakterisierung. Die 1. Klarinette spielt ihre Phrase im legato, die 2. setzt die ihre staccato dagegen. Man hatte in der Stimme der 2. Klarinette offensichtlich die Erhöhungszeichen bei den Tönen c und f vergessen, was dazu geführt haben muss, dass die beiden Klarinettisten c und f halbtonunterschieden intonierten. Da jede Klarinettenstimme 30 Töne zu spielen hatte und von der (fehlenden) Erhöhung 14 Töne betroffen waren, muss diese Stelle mit einer bei praktisch jedem zweiten Ton kontrastierenden Klarinettenführung für Strawinskysche Ohren bei der Übertragung schlimm geklungen haben und er beeilte sich, die Sache für einen bevorstehenden Druck richtig zu stellen. Strawinsky hat die Uraufführung später mit dem englischen Adjektiv catastrophical bewertet; denn zu den objektiven Partitur- und Kopistenfehlern kamen die Fehler des 1. Trompeters, der seine ganze Partie statt auf der vorgeschriebenen B-Trompete auf der C-Trompete und damit jeden Ton um einen Ganzton falsch blies. Rechnet man alle Kopisten- und Spielfehler zusammen, so ergaben sich bei der Uraufführung bei (ohne Auftaktzählung) 222 Takten der Gesamt-Partitur 50 falsch gespielte Takte. – Seiner catastrophical-Bemerkung, die Strawinsky am 24. Juni 1962* in einem Artikel für den Observer über gute, schlechte und unsägliche Dirigenten machte, schloss er die noch bissigere Feststellung an, seine Ode sei bei der Uraufführung in einer Kakophonie ( cacophony) geendet, die geeignet gewesen wäre, ihm in Darmstadt neue Schätzung einzubringen. Als Kussewitzky die richtige Fassung der Ode hörte, merkte er zwar die harmonische Veränderung, die vorgegangen war, schöpfte aber hinsichtlich der Ursachen keinen Verdacht. Jahre später vertraute er (nach Strawinsky) Strawinsky sogar an, er zöge die Original-Version vor. Offensichtlich hatte er selbst jetzt noch nicht den Fehler registriert und fasste die Fehlerkorrektur als eine der für Strawinsky nicht ungewöhnlichen Kompositions-Revisionen auf. Strawinsky dagegen, der sich Kussewitzky gegenüber nichts anmerken lassen durfte, benutzte diese Mitteilung wohl, um damit zu überliefern, dass der Dirigent Kussewitzky bei allem Wohlwollen nicht an die anderen Dirigenten seiner Werke heranreichte.
* Kussewitzky war am 4. Juni 1951 in Boston verstorben.
Korrekturen / Errata
66-1 Errata nach Strawinsky*
* Die auf einem Blättchen vorgeschobenen Errata sind in der Partitur vermerkt, außerdem hat sich Strawinsky bei den Hörnern in der Bezifferung verzählt.
1.) Ziffer 19 1(S. 10) 1. Violine: die 1. Note h1 der Sechzehntel-Ligatur ist mit einem Abstrich-Zeichen zu versehen.
2.) Ziffer 19 1(S. 10) 2. Violine: die 1. Note der Sechzehntel-Ligatur ist statt falsch b richtig h zu lesen.
3.) Ziffer 28 2(S. 16) 1. Violine: die Achtelnote ist statt falsch a1 richtig as1 zu lesen.
4.) Ziffer 28 3(S. 16) 1./2. Klarinette: der zweite Achtel-Zweitonakkord ist statt falsch a-d1 richtig as- d1 zu lesen.
5.) Ziffer 35 3-4(S. 20) 1./2. Horn: die beiden Noten des den Takt 35 3beschließenden Zweitonakkordes Achtel b1-des2 sind mit den ersten beiden den Takt 35 4eröffnenden Noten durch Haltebögen zu verbinden; diese sind statt falsch Viertel h1-d2 richtig Viertel b1-des2 zu lesen.
6.) Ziffer 38 2(S. 22) Hörner: der Achtel-Zweitonakkord ist statt falsch des1-b1 richtig c1-as1 zu lesen und mit dem vorhergehenden gleichtönigen Akkord (Ziffer 38 1= S. 21) mit einem Haltebogen zu verbinden.
7.) Ziffer 38 3-4(S. 22) Violinen: die jeweils dritte Stimme der dreifach geteilten 1. und 2. Violinen ist eine Oktave tiefer zu lesen.
8.) Ziffer 38 5(S. 22) Hörner: die beiden übergebundenen Zweitonakkorde sind statt falsch c1-a1 richtig c1-as1 zu lesen und mit dem letzten Zweitonakkord von Ziffer 38 4durch Haltebögen zu verbinden.
9.) Ziffer 40 2-3(S. 23) Holzbläser: die [drei] Phrasierungsbögen der Flöten- und Klarinettenstimmen sind zu entfernen.
Dazu ein Blättchen an Nabokow:
1.) 2. Takt nach Ziffer 5, 1. Violinen: 2. Note is a >B (natural)< (h)°
2.) Ziffer 39 Trompete in C, >Trumpet: in 39 must be changed in C and not remain in B (flat)< not remained Bb< (darf nicht nach B mutieren)°°
3.) Ziffer 43 7 Takte nur Oboen, Klarinetten und Hörner°
4.) Ziffer 44 7 Takte Streicher mit Pauken°
° In der Taschenpartitur verbessert.
°° In der Taschenpartitur nicht verbessert.
Blättchen einmal mit Randkommentar links: Cl. Bb 2° Ziffer 10 2 d& 3 dmes. / all the C are # } / all the F are # } i. e. with / Cl. 1 st
Randkommentar rechts: page 21 : 1 stline must be/ Fl. Picc. Instead / of Fl. Gr. 2 :
Darunter das Blättchen noch einmal, aber ohne Randkommentar, jedoch unterseits mit einer russischen 4-Zeilen Mitteilung und einer englischen Anrede
Stil: Die Ode verkörpert ausgereiften Neoklassizismus mit stark freitonalen und erheblich emotionalen Einschlägen und vor allem im ersten Stück ausgeprägter Melodik. Eine Charakterisierung als Trauer- und Gedenkstück fällt wegen des bildhaft anschaulichen, ebenso filmisch wie szenisch passenden jagdmotivischen Mittelteils schwer. Doch wirken die Teile eins und drei statisch und still. Man muss wohl die Komposition als eine freie Huldigung an die befreundete Tote verstehen. Deshalb wählte Strawinsky vermutlich auch den neutralen Titel Ode und die nachfolgenden Untertitel. Im klassischen Sinne bedeutet Ode, ursprünglich vom griechischen Wort ᾠδή= Gesang abgeleitet, ein innerweltliches und auf Menschen rückbezügliches Verswerk und unterscheidet sich dadurch von der Hymne, die sich an das Übergeordnete, Überweltliche und Übersinnliche richtet. –
Die Eulogie (εὐλογία, vom griechischen εὐλογεῖν = segnen) ist wörtlich genommen die gesegnete Sache beziehungsweise der Segen selbst. Bis ins hohe Mittelalter hinein verstand man darunter die Segnung des Brotes während der Eucharistiefeier. Später wird daraus der rhetorische Begriff Euloge im Sinne von Lobrede, wie ihn die Engländer unter eulogy verstehen. Ein theologisch so bewanderter Mann wie Strawinsky hat selbstverständlich den religiösen Hintergrund gesehen, als er den ersten Teil der Kussewitzky-Gedenkode so benannte. Hier wird Natalja Kussewitzky unmittelbar angesprochen. Das Stück beginnt mit demselben Verfahren abgeblockter Wechselakkordklänge zwischen Bläsern und Streichern, das er später für seine Gedenkmusik In Memoriam Dylan Thomas erneut benutzen wird und das in der Ode 6 Takte lang eine Art von Orchesterintroduktion bildet. Die Partitur transponiert jetzt mit 3 b zu Es/c und lässt eine Bratschen-Melodie erklingen, die mit anderer Harmonisierung ohne weiteres in die Tschaikowsky-Anklänge vom Kuß der Fee hineingepasst hätte. Sie wird ausführlich zitiert und dann im klassischen Sinne durchgeführt und ist mit Sicherheit als Huldigung eines Russen an eine Russin zu verstehen. Angesichts der stark bildhaften Vorstellungen Strawinskys häufig auch bei ausschließlich instrumentalen Szenen dürfte ihm der Einsegnungsritus seiner Kirche vorgeschwebt haben, der am offenen Sarg vollzogen wird. Damit leuchtet im Hinblick auf den todestraurigen Anlass der Sinn dieses ersten Teils ein. –
Das wird für das zweite Stück schwerer, nicht nur, weil man heute um die Entstehungsumstände weiß. Strawinsky nennt es Ekloge (Eclogue), bleibt also in der Formensprache von Renaissance und Barock. Ekloge kommt vom griechischen Wort ἐκλογή und bedeutet Auswahl im Sinne von Auslese. Spätgriechisch und neutestamentlich nimmt es die Pluralbedeutung von ‚die Auserwählten’ an. In der Rhetorik wird daraus die Gattungsbezeichnung für ein Hirtengedicht. Strawinsky mochte nun eine Gedankenanalogie Hirte-Feld-Tier-Jagd für zulässig halten und seine Szene in die antik verkleidete Huldigungsmusik hinein nehmen. Immerhin hatte er für den dann nicht zustande gekommenen Film von Orson Welles eine gute Jagdmusik geschrieben und war darauf sitzen geblieben, was ihn erfahrungsgemäß immer sehr ärgerte und sein Verhalten erklärbar macht, mit einer Arbeit möglichst grundsätzlich nicht ohne Vertrag zu beginnen. Der Kussewitzky-Auftrag war die nächste Gelegenheit, das ausgearbeitete Stück in einer anderen Komposition mit dem Nebeneffekt unterzubringen, keine Zeit verloren zu haben und Kussewitzky schneller als erwartet beliefern zu können, zumal die Zeitspanne bis zur geplanten Uraufführung nicht allzu großzügig bemessen war. Diejenigen, die nichts über die Hintergründe der Entstehung wussten,mochten eine Jagdszene mit ihren galoppierenden Rhythmen, mit ihrem Hörnerklang und den fugierten Passagen dann programmatisch deuten, wie sie wollten: Natalia Kussewitzky mitten im fröhlichen Leben oder verfolgt von ihren schweren Alltagssorgen oder was auch immer, Auslegungsfelder für Hermeneuten gab es dabei doch genug. –
Der Begriff Epitaph (von griechisch ἐπιτάφιος= zum Begräbnis gehörig; in Verbindung mit λόγος [logos] = Grab- oder Leichenrede; in Verbindung mit ἀγών[agón]* = Leichenfeier und auch Leichenspiele zu Ehren von jemandem) wurde im europäischen Sprachgebrauch schließlich zum architektonischen Erinnerungsdenkmal, vorher aber noch zur Grabinschrift. Strawinskys Epitaph für Natalia Kussewitzky ist zweiteilig und zeitlich gesehen das ausgreifendste Stück der Ode . Entsprechend der Vorlage von einem beschriebenen Gedenkstein sind die 27 Takte des ersten Teils statisch aufgebaut. Im zweiten Teil nimmt es das für Strawinskys Trauermusiken charakteristische Wechselverfahren zwischen anders instrumentierten Blöcken wieder auf. Die hohen Flöten dürften dabei die Rolle der vokalen hellstimmigen Trauergesänge nach Art der Klageweiber zu übernehmen haben. Der statische Mahnmalcharakter bleibt dabei erhalten. Um so mehr versteht man Strawinskys Ärger über sein Übersehen des Kopistenfehlers, die Blöcke übereinander zu schieben und damit ausgerechnet an einer der wichtigsten Stellen der Ode das, was den antiphonal ausgedrückten Trauercharakter in der Vorstellung Strawinskys ausmachte, zu vernichten. Ob leichte Anklänge an seine Debussy gewidmeten Bläserstücke bewusste Reminiszenzen sind, mag offen bleiben. Immerhin hatte der jetzige Witwer Kussewitzky sie zum Gedenken Debussys seinerzeit uraufgeführt.
* Aussprache see K88.
Widmung: > Dedicated in the memory of Natalie Koussevitzky< [Gewidmet im Gedenken an Natalie Koussevitzky].
Dauer: etwa 3' 27" + 2' 50" + 4' 00" [nach Strawinsky I = 3:48, II = 2:37, III = 3:38 (10:03)].
Entstehungszeit: Entstanden in Hollywood, abgeschlossen bis spätestens 25. Juni 1943; drei der Skizzen zur Eulogy sind datiert: 12. Februar 1943, 1. Juni 1943 und 25. Juni 1943.
Uraufführung: Die Uraufführung fand am 8. Oktober 1943 in Boston mit dem Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Serge Kussewitzky statt; seltsamerweise gibt es aber einen Brief Strawinskys an Arthur Mendel ( Associated Music Publishers) vom 12. Oktober 1943 (einem Dienstag), in dem er im Zusammenhang mit Fehlern im dritten Teil der Ode von einer Bostoner Rundfunkaufführung unter Kussewitzky spricht, die er am 3. Oktober (der 3. Oktober war ein Sonntag) gehört habe. Es gibt einen weiteren Brief von ihm an Hugo Winter (ebenfalls Associated Music Publishers), mit Datum 16. Oktober 1943, ein Samstag, in dem er von einer Kussewitzkyschen Rundfunksendung last Saturday spricht, für die er sich mit einem Telegramm an Kussewitzky bedankt habe. Vom 16. Oktober 1943 an gerechnet lag aber der letzte Samstag (9. Oktober) nach dem 8. Oktober.
Bemerkungen: Im Jahre 1942 suchte man Strawinsky im Auftrag von Orson Welles auf, um ihn zu veranlassen, die Musik zum Film Jane Eyre zu schreiben. Strawinsky war von dem Buch so begeistert, dass er, wohl als erstes, ein Stück für eine der Jagdszenen des Films komponierte, das unter dem Titel Eclogue später, als sich das Projekt zerschlug, als zweiter Satz in die Ode eingestellt wurde, die er im Auftrag Kussewitzkys zum Gedenken an Natalia Kussewitzky schrieb. Die um neue Musik allgemein und insbesondere um Strawinsky verdiente Natalja Kussewitzky war im Januar 1942 in Brookline (Norfolk County, Massachusetts, USA) gestorben. Als am 1. Oktober 1881 in Nowgorod geborene Uschkowa, Tochter des russischen Millionärs Konstantin Uschkow, entstammte sie einer reichen russischen Teehändlerfamlie. Zusammen mit ihrem Mann Sergej Alexandrowitsch Kussewitzky (sie war seine zweite Frau) gründete sie 1909 in Berlin mit einem Stammkapital von fünfhunderttausend Rubeln den Russischen Musikverlag (Édition Russe de Musique), der sich überwiegend um moderne russische Musik kümmerte und für 25 Jahre auch Strawinskys Hauptverleger blieb. Strawinsky war beiden zutiefst verpflichtet. Als Kussewitzky, später Chef des Bostoner Symphonie-Orchesters und Auftraggeber verschiedener Strawinsky-Kompositionen, für ein Bostoner Konzert zum Andenken an seine Frau Kompositionsaufträge an mehrere Komponisten vergab, entzog sich auch Strawinsky nicht. Wie die erhaltenen Skizzen ergeben, schloss er das Manuskript am 25. Juni 1943 in Hollywood ab.
Fassungen: Die Uraufführungs- und Ursendungsfehler stellte Strawinsky mit Briefen vom 12. Oktober und 10. Dezember 1943 richtig. Mit dem Druck dauerte es eine Weile. Strawinsky telephonierte am 20. August 1945 mit Gretl Urban und erinnerte sie an eine Zusage Hugo Winters, die Ode sofort nach der Fertigstellung der Danse sacrale zum Druck gehen zu lassen. Man nahm die Produktion in Angriff, aber am 27. Juni 1946 lagen die Schlusskorrekturen noch nicht vor. Jedenfalls mahnte sie Strawinsky in einem Brief an Urban von diesem Tag mit dem in Klammern gesetzten finally etwas ungeduldig-dringend an. Die Schallplattenproduktion erfolgte nach den Unterlagen schon vorher am 5. Februar 1945 in New York im Rahmen der Produktionen von Goddard Lieberson für Columbia Records mit dem New Yorker Philharmonischen Orchester unter Strawinsky. Die Testpressung davon hörte Robert Craft im Mai 1948 ab. – Die Ode erschien 1947 in einer amerikanischen, bei Associated Music Publishers in New York und Schott in London gedruckten Taschenpartiturausgabe. Dirigierpartitur und Stimmensatz waren immer nur als Leihmaterial erhältlich. Der Vertrag mit Associated Music Publishers wurde am 19. Oktober 1943 geschlossen. Strawinsky erhielt ein Honorar von 500 Dollar. Der Mainzer Schott-Verlag stellte die Taschenpartitur (Studienpartitur) der Ode 1969 in seine Reihe Musik des 20. Jahrhunderts ein und versah sie mit dem deutschen Untertitel "Triptychon für Orchester". Von der Ode stellte Schott zu Lebzeiten Strawinskys 1.000 Exemplare her (Druckauftrag 3. Oktober 1969). Nach dem Ableben Strawinskys folgten bis zum Jahrhundert-Ende 2 weitere Auflagen mit einer Stückzahl von insgesamt 406 (Druckaufträge 18. 3. 1981: 300; 26. 2.1996: 100 [100+ 6]).
Historische Aufnahmen: New York 5. Februar 1945 mit dem New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Igor Strawinsky; Konzertmitschnitt Moskau 26. September 1962 Großer Saal des Moskauer Konservatoriums mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR unter der Leitung von Igor Strawinsky; Cleveland 13. März 1964 mit dem Cleveland Orchestra unter der Leitung von Igor Strawinsky.
CD-Edition: X-2/4-6 (Aufnahme 1964).
Autograph: Das Originalmanuskript befindet sich in der Library of Congress , Washington D.C.
Copyright: 1947 durch Schott und Co., Ltd., London; U.S.A. Copyright assigned to Associated Music Publishers, Inc.; 1968 © assigned to B. Schott's Söhne, Mainz.
Ausgaben
a) Übersicht
66-1 (1947) Tp; Associated Music Publishers, Inc., New York; 25 S.; AMP 194551.
66-1Straw ibd. [mit Eintragungen].
66-2 [1969] Tp; Schott Mainz; 32 S. 8°; 42319; 5942.
b) Identifikationsmerkmale
66-1 Igor Stravinsky / ODE / elegiacal* chant in three parts / [Vignette] / Miniature Score . . . . $ 2.00 / SCHOTT AND COMPANY LTD., LONDON / ASSOCIATED MUSIC PUBLISHERS, INC., NEW YORK / Printed in U.S.A. // Igor Stravinsky / ODE / elegiacal* chant in three parts / [Vignette] / SCHOTT AND COMPANY LTD., LONDON / ASSOCIATED MUSIC PUBLISHERS, INC., NEW YORK / Printed in U.S.A. [**] // (Taschenpartitur klammergeheftet 15,1 x 22,7 (8° [gr. 8°]); 25 [25] Seiten + 4 Seiten Umschlag steifes Papier blau auf hellgrüngrau [Außentitelei mit mittenzentrierter Vignette 5,1 x 5,7 lyragekrönter Frauenkopf mittig auf vorhanggeöffneter Bühne mit Blick zum Betrachter, 3 Leerseiten] + 2 Seiten Vorspann [Innentitelei schwarz auf weiß mit außentitelidentischer Vignette, Leerseite] + 1 Seite Nachspann [Leerseite]; Kopftitel >ODE° / Elegiacal* Chant in Three Parts<; Widmung oberhalb Kopftitel mittig kursiv > Dedicated to the memory of Natalie Koussevitzky<; Autorenangabe 1. Notentextseite paginiert S. 1 unter unpunktiert römisch numeriertem Satztitel >I / Eulogy<° rechtsbündig zentriert >Igor Stravinsky / (1943)<; Rechtsschutzvorbehalt 1. Notentextseite unterhalb Notenspiegel mittig zentriert >Copyright, 1947, by Schott & Co. Ltd. / U.S.A. Copyright assigned to / Associated Music Publishers, Inc.<; Platten-Nummer [nur] S. 1 unterhalb Notenspiegel linksbündig >AMP 194551<; Herstellungshinweis 1. Notentextseite unterhalb Notenspiegel rechtsbündig >Printed in U.S.A.<; ohne Ende-Vermerk) // (1947)
° Zierschrift.
* im Außen- und Innentitel Minuskel-, im Kopftitel Majuskelschreibung.
** das am 29. 11. 1951 als Belegstück gelieferte Londoner Exemplar >C.133.g.(1.)< enthält an dieser Stelle mittig einen Stempelaufdruck >THE COPYRIGHT OF / SCHOTT Co. LTD., / 43, GREAT MARLBOROUGH STREET, / LONDON. W.1<.
66-1Straw ibd.
Strawinskys Exemplar ist auf der Außentitelei oberhalb, neben bis unter >ODE< mit >February / I947 / IStr< signiert und datiert.
66-2 SCHOTT / Musik des 20. Jahrhunderts / Strawinsky / [°] / Ode / Triptychon für Orchester / Ed. 5942 / [Vignette] // Igor Strawinsky / Ode / Triptychon für Orchester / Studien-Partitur / Edition Schott 5942 / B. Schott's Söhne · Mainz / Schott & Co. Ltd. · London / Schott Music Corp. · New York // (Taschenpartitur fadengeheftet 19,2 x 27,4 (8° [Lex. 8°]); 32 [29] Seiten + 4 Seiten Umschlag dünner Karton schwarz auf knallgelb [rechtsbündige Außentitelei mit Verlagsvignette 0,7 x 1,2 gelb in schwarz Mainzer Rad im Spiegel ohne Beschriftung, 2 Leerseiten, Seite mit verlagseigener Werbung >Schott / Music of the 20 th Century<* + Herstellungshinweis mit Stand >Printed in Germany< [#] >70 s<] + 3 Seiten Vorspann [rechtsbündige Innentitelei, Seite mit Widmung >Dedicated to the memory of Natalie Koussevitzky<, Orchesterlegende >Strumenti dell’orchestra< italienisch + Spieldauerangabe [11’] italienisch] ohne Nachspann; Kopftitel in Verbindung mit Autorenangabe 1. Notentextseite paginiert S. 4 rechtsbündig >Igor Strawinsky / Ode<; Satztitel linksbündig; Rechtsschutzvorbehalt 1. Notentextseite unterhalb Notenspiegel linksbündig >© Schott & Co. Ltd., London, 1947 / © assigned to Associated Music Publishers, Inc., New York / © assigned to B. Schott's Söhne, Mainz, 1968; Platten-Nummer [nur] in Verbindung mit Herstellungshinweis S. 32 rechtsbündig als Endevermerk >Verlag: B. Schott's Söhne, Mainz 42319<) [1969]
° Seitenbreiter Trennstrich.
* Angezeigt werden ohne Spaltenaufteilung mit Editionsnummern ohne Distanzpunkte im Block der Studienpartituren Kompositionen von >Wolfgang Fortner< bis >Igor Strawinsky Ode. Triptychon für Orchester [#] (1943) Ed. 5942 / Scherzo fantastique< [#] Ed. 3501 / Danses concertantes [#] Ed. 4275<, im Block der Eulenburg-Ausgaben Kompositionen von >Tadeusz Baird< bis >Igor Strawinsky Symphony in three Movements [#] ETP 574<, im Block der Ars Viva Ausgaben Kompositionen von >Heinz Holliger< bis >Aribert Reiman< ohne Strawinsky-Nennung.
K Catalog: Annotated Catalog of Works and Work Editions of Igor Strawinsky till 1971, revised version 2014 and ongoing, by Helmut Kirchmeyer.
© Helmut Kirchmeyer. All rights reserved.
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