KN23 Dialogue de la Joye et de la Raison [1933]
Dialogue between Joy and Reason — Zwiegespräch zwischen der Fröhlichkeit und der Vernunft
Bemerkungen: Am 8. Dezember 1932 spielten Samuel Dushkin und Igor Strawinsky in der Salle Pleyel von Paris das Duo concertant. Unter den Zuhörern befand sich der Petrarca-Spezialist Charles-Albert Cingria (1884–1954), mit dem Strawinsky zum ersten Mal im Mai 1914 in Paris zusammengetroffen war. Zwischen den beiden, stark religiös geprägten Männern entwickelte sich eine für Strawinskysche Verhältnisse besonders enge Freundschaft mit gegenseitiger intellektueller Beeinflussung. Cingria sah in Strawinskys Violin-Klavier-Stück den Geist Petrarcas wiedergeboren. Strawinsky las 1933 Cingrias Petrarca-Buch und begann noch im Januar 1933 mit einer größeren Komposition für zwei Singstimmen und einem Tasteninstrument in der Textfassung Cingrias nach Petrarcas in Frankreich schon früh übersetztem lateinischen Lehrdialog De Remedii utriusque fortunae aus dem Jahre 1358. Cingrias Buch enthielt zudem Musikbeispiele von Bardi, Caccini und Gluck. Die Komposition mußte wegen der vorrangigen Arbeiten am Melodram Perséphone unterbrochen werden und wurde nicht wieder aufgenommen. Strawinsky schenkte das Fragment am 25. Dezember 1949 Robert Craft, der es als größte Gabe, die er je empfangen habe (the most marvellous gift I have ever received), im I. Band seiner Ausgabe Selected Correspondance von 1982 auf den Seiten 372–378 als Faksimile-Autotypie erstmals veröffentlichte.
K Catalog: Annotated Catalog of Works and Work Editions of Igor Strawinsky till 1971, revised version 2014 and ongoing, by Helmut Kirchmeyer.
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