KN12 Valse des Fleurs [1914]
pour piano à 4 mains – Blumenwalzer für Klavier vierhändig – Valse des Fleurs for piano duet
Bemerkungen: Am 30. August 1914 komponierte Strawinsky in Clarens eine Valse des fleurs für Klavier. Das Stück muss wohl seinen Ansprüchen genügt haben, weil er es im Jahre 1949 Robert Craft für eine öffentliche Aufführung überließ (vermutlich New York Town Hall 26. Februar 1949, gespielt von Soulima Strawinsky und Beveridge Webster). Danach wurde das Manuskript zunächst als verschollen registriert. Boosey & Hawkes erwarb 1979 das Copyright. Craft veröffentlichte 1983 in A Stravinsky Scrapbook 1940–1941 bei Thames & Hudson in London ein zweiseitiges Faksimile. Eine Reinschrift lagert in der Paul Sacher Stiftung Basel. Der Verlag Boosey & Hawkes brachte 1997 im Rahmen eines 11-seitigen Sammelbandes Stravinsky for Piano. A collection of miniatures and arrangements for piano solo and duet (Platten-Nummer: 10631) als fünftes Stück auf S. 10–11 einen Nachdruck heraus, in dessen Vorwort es unter anderem heißt: „Zwar haben diverse Fachleute darauf hingewiesen, dass es sich um eine Komposition für zwei Klaviere handelt, aber die Verteilung der Interpreten auf den oberen bzw. unteren Bereich der Klaviatur, so dass sich ihre Hände kaum einmal überkreuzen, lässt den eindeutigen Schluss zu, dass an nur ein Instrument gedacht ist.“ Dem kompositorischen Befund nach benötigt man, um das Stück zu spielen, tatsächlich nur ein Instrument; aber es wurde für zwei Spieler entworfen. Der kleine Walzer passt in die Reihe der vierhändigen Kompositionen, bei denen Strawinsky an seine Kinder dachte. Der Secondo-Part spielt links immer nur ein großes C im Viertelwert auf dem Taktbeginn und pausiert dann zwei Viertel lang und spielt rechts nach einer Viertelpause auf den beiden folgenden Taktwerten zweimal eine Akkordkombination e mit c1, und dies ebenfalls ausschließlich das ganze Stück über. Das ganz schlichte Walzermuster kann von Kindern selbst dann gespielt werden, wenn sie keine Noten lesen können. Man zeigt ihnen Seconda die beiden Griffe auf dem Klavier, spielt den Rhythmus einige Male vor und ergänzt dann Prima unter Begleitung des jetzt von dem Kind markant angeschlagenen Grundbasses das Rhythmus-Schema durch eine schlichte, teilweise gegenläufige Melodie. Das kann an einem zweiten Klavier geschehen, das lässt sich aber ebenso und vermutlich sogar besser auch an einem einzigen Instrument durchführen, weil das Spiel im engeren Kontakt zum sicherlich begeisterten Kind mehr Spaß macht und kleine lustige Nebeneffekte ermöglicht. Die Komposition wird mit Clarens 30. August 1914 enddatiert; in seriöser Strawinsky-Literatur findet sich das Datum Clarens 12. November 1914.
K Catalog: Annotated Catalog of Works and Work Editions of Igor Strawinsky till 1971, revised version 2014 and ongoing, by Helmut Kirchmeyer.
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