K083 Vier [Russische] Lieder

english K083 Four [Russian] Songs

K83 Four [Russian] Songs

for voice, flute, harp and guitar – Vier [Russische] Lieder für Singstimme, Flöte, Harfe und Gitarre – Quatre Chants [Russes] pour voix, flûte, harpe et guitare – Quattro Canti [russi] per voce, flauto, arpa e chitarra

Titel: Der originale Drucktitel der Lieder auf Außen- und Innentitel der Erstausgabe lautet ‚Four Songs for voice, flute, harp & guitar’ ohne weitere Fremdsprachenübersetzung; jedoch ist im Kopftitel der 1. Notentextseite ein >Russian< zwischengesetzt. Es dürfte unstreitig sein, dass Strawinsky nur von 4 Liedern ohne adjektivischen Zusatz ausging, um Verwechslungen mit seinen für Maja de Strozzi-Pečic geschriebenen und 1920 gedruckten Quatre Chants Russes zu vermeiden. Die Übersetzung des englischen Titels in das Französische ist in der offiziellen CD-Ausgabe fragwürdig. Statt von Chants geht die Übersetzung auch bei den originalen Quatre Chants Russes von Chansons aus, was in diesem Falle sowohl dem französischen Liedverständnis wie dem Originaltext widerspricht.

Aufführungspraxis: Die Gitarre wird in herkömmlicher Noten-, nicht in Griffschrift notiert und klingt in den Liedern I und II wie geschrieben, in den Liedern III und IV eine Oktave tiefer. Für das vierte Lied ist das Spiel mit Plektron vorgeschrieben.

Aufbau: Bei den Four songs handelt es sich um eine aus zwei verschiedenen frühen Klavierlied-Serien zusammengesetzte vierteilige kammermusikalisch für ein Zymbalon-imitierendes Ensemble aus Flöte, Harfe und Gitarre eingerichtete Sololied-Suite im Umfang von jetzt 67, 56, 22 und 64 Takten. Dabei wurden die Lieder I und II metrisch stark revidiert. Das metrische Bild der Bearbeitungen erscheint dadurch unruhiger, aber besser der Sprache angepasst. Vermutlich hat Strawinsky auch Druckfehler bereinigt; er hat aber nicht in die Kompositionsstruktur eingegriffen. Auch ‚Tilimbom’ erweiterte er im Unterschied zur Orchesterbearbeitung nicht. Die wenigen aufzufindenden Änderungen sind eher revisionsartig und scheinen möglicherweise im einen oder anderen Fall sogar Druckfehlerbereinigungen zu sein. Dabei wurde der originale kyrillisch geschriebene russische Text aufgegeben und durch eine von Strawinsky selbst entwickelte phonetische Transliteration für englisch Sprechende ersetzt. Auf die französischen Originalübertragungen, die von Charles-Ferdinand Ramuz stammten, verzichtete man. Dasselbe gilt für die englischen Originalübertragungen von Rosa Newmarch, an deren Stelle Übertragungen von Robert Craft traten, die letzte Nummer (Tilim-bom) ausgenommen, bei der es vermutlich deshalb bei der Newmarchschen Übertragung blieb, weil für dieses Stück schon eine frühere Orchestrierung gedruckt mit englischem Text vorlag und Strawinsky wohl nicht zwei autorisierte Übertragungen nebeneinanderstehen haben wollte. Gegenüber den Originalen wurden die Stücke metronomisiert und einzeln arabisch beziffert, erhielten aber keine weiteren Vortragsbezeichnungen.

Aufriss

I

The Drake

[Селезень (Хороводная)]

[Canard. ( Ronde)]

[Der Enterich]

[The Drake]

Drake, dear Drake, Dear gray Drake, . . .*

[Old drake, old drake . . .]**

Sélézéñ, sélézéñ, . . .***

[Селезень, селезень . . . ]

[Vieux canard, vieux canard, . . .]

[Enterich, lieber Enterich . . .]

Viertel = 116 (67 Takte)

II

A Russian Spiritual

[Сектантская]

[Chant dissident]

[Ein russisches Spiritual]

[A Russian Spiritual]

Snowstorms, blizzards, wild snowstorms . . .****

Yalitsa, myatsélitsa . . .***

[Ялица, мятелица, . . . ]

[Vent, neige, obscurité, . . .]

[Schneestürme, heftige Schneestürme, wilde Schneestürme . . .]

Achtel = 168 (56 Takte)

III

Geese and Swans

[Гуси, лебеди . . . ]

[Les canards, les cygnes, les oies . . .

[Geese and Swans]

[Enten, Schwäne, Gänse]

Geese and swans once flying near the ground . . .****

Goosi, lébédsi létsili, . . .***

[Гуси, лебеди летили, Въ чисто поле залетили, . . . ]

[Les canards, les cygnes, les oies, Qui sont venus de Savoie . . . ]

[Gänse und Schwäne, die einmal niedrig über die Felder flogen . . .]

Viertel = 132 (22 Takte)

IV

Tilim-bom

[Тилимъ-бомъ]

[Tilim-bom]

[Tilim-bom]

[Klabum-klabam]

Tilimbom, Tilimboom, Save the goatshed from its doom!**

Tilimbom, tilimbom, Zagaryellsa koziy dom.***

[Тилимъ-бомъ, тилимъ-бомъ, Загорђлся козійдомъ.]

[Tilimbom, tilimbom, c'est la cloche du feu qui sonne. ]

[Klabum-klabam, klabum-klabam, Rettet den Ziegenstall vorm Untergang!]

Viertel = 108 (64 Takte)

* Neuübersetzung Robert Craft.

** Originalübersetzung Rosa Newmarch.

*** Strawinskys phonetische Transliteration des russischen Originaltextes für englisch Sprechende.

**** Incipit bei Newmarch und Craft identisch.

Fassungsvergleich

I.

Die Stück-Nummer I The Drake (Der Enterich) wurde 1918 komponiert und als erstes Lied in die 1920 gedruckte und durch Maja de Strozzi-Pečic veranlasste Klavierlied-Sammlung Quatre Chants Russes eingestellt. In die Kompositionsstruktur des Originals griff Strawinsky nicht ein. Die wenigen aufzufindenden Änderungen sind eher revisionsartig und scheinen möglicherweise im einen oder anderen Fall sogar Druckfehlerbereinigungen zu sein. Die im Original fehlende Metronomisierung wird mit Viertel = 116 angegeben. Als Folge der metrischen Umordnung in Gestalt von Verkleinerungen erweitert sich die Taktzahl des Stückes von original 42 auf 67 Takte, ohne dass dadurch der tatsächliche Umfang und damit die Spieldauer berührt würden. So zerlegt er die original 3 Sieben-Achtel-Takte = 21/8 Wert des Klaviervorspiels in 6 mit 2/4, 3/8, 2/4, 3/8, 2/4, 3/8 = 21/8 Wert kleinere Takteinheiten des Instrumentalvorspiels mit identischer Struktur und Zeitdauer. An wenigen Stellen ändert er Sechzehntel-Doppelwerte in einen Achtelwert, verkürzt ausgehaltene Töne und ersetzt den Zeitwertverlust durch korrespondierende Pausen. Es kommt auch zu Tonhöhenveränderungen, bei denen man zu entscheiden hat, ob ein Druckfehler des Originals beseitigt wurde oder in die Kammermusikbearbeitung ein Druckfehler hineingekommen ist. Der Instrumentierungsvorgang geht von der Vorstellung einer festen Zuordnung der Instrumente zu den Funktionen des Klaviers aus und hält sich dabei an die kompositionsstrukturellen Vorgaben des Originals. Die Flöte übernimmt die liniearen Diskantpartien des Klaviers, wobei sie mitunter einfache Sekundgänge in lagentauschende Oktavversetzungen auseinanderfaltet, die Harfe ausschließlich die akkordischen Schlagzeugfunktionen des Klaviers. Die Gitarre wird beweglich als ausgleichendes Moment melodisch und akkordisch je nach dominierender Klangvorstellung eingesetzt. Strawinsky versucht keine instrumentalimitatorische Arbeit nicht einmal in Form von Gegenbewegungen, auch wenn die Gitarre, etwa im vorletzten und letzten Takt, Effektpassagen zugeteilt bekommt, die auf dem Klavier so nicht möglich sind. Die vorherrschende Klangvorstellung ist die des Zymbals und das, was auf einem Zymbal möglich ist.

II.

Die Stück-Nummer II A Russian Spiritual (Ein russisches Spiritual) wurde 1919 komponiert und als viertes Lied in die 1920 gedruckte und durch Maja de Strozzi-Pečic veranlasste Klavierlied-Sammlung Quatre Chants Russes eingestellt. In die Kompositionsstruktur des Originals griff Strawinsky nicht ein. Die ganz wenigen aufzufindenden Änderungen sind eher revisionsartig. Die im Original fehlende Metronomisierung wird mit Achtel = 168 angegeben. Die Taktzahl von Vorlage und Bearbeitung ist deshalb scheinbar unvergleichbar, weil das Original von 45 metrischen Takten unterschiedlicher Länge mit einem taktstrichlosen Schlussteil von insgesamt 59 Achtelwerten unterschiedlicher Organisation ausgeht, während die Bearbeitung eine solche Trennung nicht kennt und bis zum Schlussteil 44 Takte und diesen selbst mit 60 Achtelwerten auszählt. Strawinsky hatte seinerzeit diesen Schlussteil vermutlich deshalb untaktiert gelassen, weil er im Gegensatz zum Vorhergehenden nur gleichmäßige Achtelwerte ohne Überbindungen und ohne rhythmische Binnenveränderungen benutzte. Jetzt legte er auch diesen Musikteil, den ganzen Ziffernbereich 7 und 8, in ein sprachbedingt unregelmäßig zugeschnittenes metrisches Netz ein. Zu den Wertdifferenzen kommt es, weil er die Takte 15 und 16 des Originals mit ihren metrischen Werten 2/8 und 4/8 in einen einzigen Takt Ziffer 24 mit dem Wert 3/4 zusammenzog und das Stück mit einer im Original nicht vorhandenen zusätzlichen Achtelpause abschließt. Das Ausmaß der metrischen Verschiebungen ist erheblich geringer als im I. Stück, und es gibt auch nur ganz wenige Abweichungen der Singstimme vom Original und darunter keine einzige im Tonhöhenbereich. Der Instrumentierungsvorgang setzt in den ersten 3 Takten mit der Harfe ein, die den Klavierpart notengetreu übernimmt und mit der Spielanweisung > plucked and stopped (près de la table)< auf den Zymbalonklang verweist. Im 4. Takt unterstützt die überwiegend melodisch geführte Gitarre die Singstimme, und im 6. Takt setzt die Querflöte ein, um die Diskantbewegungen des Klaviers aufzugreifen. Dabei werden viele melodische Diskantfiguren des Klaviers nicht der Flöte, sondern der Gitarre übergeben, weil Gitarrenmelodik über Harfenakkordik dem Zymbalon-Klang näher kommt als die Verbindung von Flöte mit Harfe. Da dieses Ziel Strawinsky offensichtlich vor Augen steht, entwickelt er instrumentale Spielfiguren, die ebenso virtuos wie schwierig auszuführen, aber zweckdienlich sind. In Ziffer 23 (Takt 14) wandelt er beispielsweise eine leicht, weil beidhändig zu spielende Achtelwert-Klavier-Quintole c1-g1-des2-es2-g2 in eine Flöten-Sextole c1-es1-g1-des2-es2-g2 kombiniert mit einer Gitarren-Quintole c-es-g-b-des1 um, so dass sich eine flirrende Tausch-Wechselklang-Linie zwischen Flöte und Gitarre es1-es-g1-g-des2-b-es2-des1-g2 ausgehend von einem Zweitonakkord c-c1 ergibt, die gleichzeitig spitz, hell, dunkel, dumpf und metallisch klingt. Auf die dem Pianisten im Original Takt 41-45 freigestellten Spielerleichterungen verzichtete Strawinsky. Diese virtuosen Diskantfiguren werden der Querflöte übertragen, die ohnehin wie im ersten Lied einfache melodische Linien vielfach durch Oktavlagentausche zum Flimmern bringt.

III.

Die Stück-Nummer III Geese and Swans (Enten, Schwäne, Gänse) wurde 1917 komponiert und als zweites Lied in die 1920 gedruckte Klavierlied-Sammlung Trois Histoires pour enfants eingestellt. Die gedruckte deutsche Titelübersetzung (Enten, Schwäne, Gänse) weicht vom russischen Original (Gänse, Schwäne) ab. In die Kompositionsstruktur des Originals griff Strawinsky nicht ein. Es erfolgten auch keine metrischen Verschiebungen. Der durchgehende Dreiviertel-Takt blieb erhalten. Die für Kinder gedachte Vorlage war ohnehin schon so gearbeitet, dass sie weder rhythmische noch metrische Probleme aufwarf. Die Taktzahl von Vorlage und Bearbeitung ist identisch. Die im Original fehlende Metronomisierung wird mit Viertel = 132 angegeben. Der Instrumentierungsvorgang ist klarer umrissen als in den Liedern I und II. Die hämmernde Bewegung des Klaviers ist ausschließlich der Gitarre übertragen, die 22 Takte lang einen durchgehenden vierstimmigen Sechzehntelakkord cis-d-cis1-d2 spielt. Flöte und Harfe sind sparsam eingesetzt, auch die Harfe als Melodie-, nicht als Akkordinstrument, aber nicht als Unterstützung für die Singstimme, die sie allenfalls punktieren oder zur Zweistimmigkeit ergänzen. Im Serienverbund wirkt das Lied als ein retardierendes Moment vor dem Finale von Tilimbom.

IV.

Die Stück-Nummer IV Tilim-Bom (Klabum-klabam) wurde 1915 komponiert und als erstes Lied in die 1920 gedruckte Klavierlied-Sammlung Trois Histoires pour enfants eingestellt. In die Kompositionsstruktur des Originals griff Strawinsky nicht ein und im Unterschied zur Orchesterbearbeitung erweiterte er die Vorlage nicht. Es erfolgten auch keine metrischen Verschiebungen, die bei einem so balladenhaft schnell fließenden, nicht sprachabhängigen und in problemlos klaren Taktkonturen verlaufenden Lied auch funktionslos gewesen wären. Der durchgehende Zweiviertel-Takt blieb erhalten. Die Taktzahl von Vorlage und Bearbeitung ist identisch. Die im Original fehlende Metronomisierung wird mit Viertel = 108 angegeben. Der Instrumentierungsvorgang ist ganz auf Situationsillustration und nicht auf Textdeutung ausgerichtet und unterscheidet sich wesentlich von der einfachen, wenn auch schnellen Klavierbegleitung des Originals. Für die Gitarre, die mit Plektron zu spielen ist und so gut wie keine Pause im Stück hat, sind drei verschiedene, sich unentwegt abwechselnde Begleitbewegungen vorgesehen, die gleicherweise für zitternde Unruhe, Aufgeregtheit und Hin- und Herlaufen der Akteure stehen: eine dreistimmige Sechzehntelakkordfolge, Sechzehntel-Tonrepetitionen mit wechselnden großräumigen Intervallvorschlägen sowie ein diatonisches Sechszehntellaufwerk. Die Harfe spielt, von wenigen Takten am Schluss abgesehen, eine wechselnd akkordische Füllfigur aus Akkord und Nachschlag und umgekehrt. Der im höchsten Register der c3-Oktave eingesetzten Flöte sind in sich selbst kreisende gebrochene Sechzehntelakkorde zugeordnet, die in ihrer Spitzheit das züngelnde Flammengeschehen illustrieren, das weder in der Klavier- noch auch in der Orchesterfassung so plastisch ins Bild gebracht wird.

Änderungs-Tabelle

I

Ziffer 21 = Takt 6 (letzter 7/8-Wert): Aus original 2 Sechzehntelnoten des2-b1 wird eine Achtelnote b1.

Ziffer 151 = Takt 16 (= erster, vierter und fünfter 7/8-Wert): Im Original beginnt der Text mit einer Halbenote dis2, die in eine Achtelnote übergebunden ist und erst in diesem Takt durch eine Enharmonische Verwechslung aus es2 entsteht. Es folgt eine Viertelpause. In der Bearbeitung wird das originale es2 weiterhin beibehalten, aber die Achtelnote durch eine Achtelpause ersetzt und zusätzlich durch ein Atemzeichen von der auslaufenden Gesangslinie abgetrennt.

Ziffer 64 = Takt 20 (= sechster und siebter 7/8-Wert): Aus original zweimal 2 verbundene Sechzehntel d2-h1 werden zwei Achtelnoten d2.

Ziffer 65 = Takt 21 (= dritter 7/8-Wert): Aus original 2 verbundenen Sechzehnteln d2-c2 werden zwei verbundene Sechzehntel d2-h1.

Ziffer 92 = Takt 28 (= zweiter 2/8-Wert): Im Original folgt auf zwei verbundene Achtelnoten f2-d2 eine Viertelnote g2. In der Bearbeitung wird die Viertelnote als f2 notiert. Es handelt sich entweder um die Bereinigung eines Druckfehlers der Klavierausgabe oder um einen nachträglichen, revidierenden Eingriff, um das g2 von Takt 34 als Höhepunkt besonders hervorstechen zu lassen. Es handelt sich auf keinen Fall um einen Druckfehler in der Kammermusikbearbeitung; denn in der von Strawinsky geleiteten Tonaufnahme vom 30. November 1965, die in die CD-Ausgabe eingestellt wurde, singt Adrienne Albert diese Stelle tatsächlich als f2.

Ziffer 102 = Takt 34 (= sechster Achtelwert eines 3/4-Taktes): Original wird der letzte Achtelwert als Sechzehntelnote f2 mit nachfolgender Sechzehntelpause notiert; in der Bearbeitung wird daraus eine Achtelnote f2.

Ziffer 115-6 = Takt 42 (= letzter Takt): original im 7/8-Takt notiert als punktierte Viertelnote h1 übergebunden zu einer Achtelnote h1 mit nachfolgender Viertelpause. In der Bearbeitung notiert in 2 3/8-Takten als ohne übergebundene Achtelnote h1 mit einer Ganzpause im letzten Takt der Bearbeitung.

II

Ziffer 21 = Takt 5: Für diesen Takt änderte Strawinsky die originale, mittels Staccato-Punkten vorgeschriebene aufführungspraktische Anweisung, hinter jeder zweiten Sechzehntelnote pausenartig abzusetzen. Zur Verdeutlichung hatte Strawinsky oberhalb der Noten ein eigenes Rhythmus-Schema einzeichnen lassen. Jetzt verzichtet er auf die Staccato-Vorschrift und druckt auch das Rhythmusschema nicht mehr ein.

Ziffer 37= Takt 24 (dritter bis fünfter 5/8-Wert): Die originale punktierte Viertelnote h1 wird in eine nicht punktierte Viertelnote h1 mit nachfolgender Achtelpause umgeschrieben.

Ziffer 87 = Stückschluss nach Takt 45 (59. Achtelwert): Das Stück schließt mit einem im Original fehlenden Achtelpausenwert.

III

[ohne Befund]

IV

Ziffer 22= Takt 10: Die originale taktfüllende Halbenote a1 wird in eine punktierte Viertelnote a1 mit nachfolgender Achtelpause umgeschrieben.

Stil: Der Stil hat sich gegenüber den schlichten Vorlagen ins kammermusikalisch Konzertante geweitet. In dieser Form erfüllen sie nicht mehr ihre Funktion als Kinderlieder im Familienkreis.

Widmung: Es ist keine Widmung verzeichnet.

Dauer: 1' 15", 1' 42", 0' 33", 1' 04".

Entstehungszeit (Instrumentiert): I: 1918 (1953); II: 1919 (1954); III: 1917 (1954); IV: 1915 (1954).

Uraufführung: am 21. Februar 1955 mit der Sopranistin Marni Nixon im Rahmen der Monday Evening Concerts in Los Angeles unter der Leitung von Robert Craft.

Bemerkungen: Über die Entstehungsgeschichte ist wenig bekannt, lediglich die Jahreszahlen der Instrumentierung (1955 für das erste Lied, 1954 für alle übrigen) sind bekannt. Mit Sicherheit darf aber angenommen werden, dass Strawinsky die Lieder in Verbindung mit einem Zymbalon zu Ende dachte und dass das Klavier als Begleitung für ihn nur eine familienpraktische Notlösung war. Die Stücke müssen ihn immer wieder beschäftigt haben, ein Beweis dafür, dass er sie nicht als Nebenarbeiten bewertet hat; jedenfalls dachte er schon früh an eine Instrumentierung. In den Nachlassskizzen fanden (finden) sich mehrere kammermusikalische Entwürfe. ‚Canard’, ‚Chanson pour compter’ und ‚Le Moineau est assis’ hatte er für eine Version für Singstimme, Zymbalon und Flöte in Angriff genommen, ‚Chant dissident’ für eine Transkription für Singstimme, Flöte und Klavier. Es fand sich sogar eine Pianolafassung, bei der er die Singstimme in das Klavier übertragen hat. Bei der Flöte als Melodieinstrument, die wie kein anderes Instrument für die Illustrierung der Feuerzungen in Tilim-bom passte, ist Strawinsky dann auch geblieben; das Klavier ersetzte er durch eine Kombination aus Harfe und Gitarre und kam damit etwas dem von ihm idealisierten Zymbalon-Klang nahe.

Fassungen: Ende 1955 erschien bei Chester in London eine Partitur-Ausgabe im Quart-Format, die sich als Dirigier- wie als Taschenpartitur ansprechen lässt und die für 15 Schillinge verkauft wurde. Das Londoner Belegexemplar ging am 11. Oktober 1955 ein. Die Erstauflage betrug 500 Exemplare, von denen bis zum 30. Juni 1962 308 verkauft wurden. Auf dem Außentitel der Originalausgabe wurde eine Taschenpartiturausgabe zum Preis von 5 Schillingen angeboten. Von dieser Ausgabe gibt es weder in der Londoner Bibliothek noch im Nachlass Strawinskys ein Exemplar. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass es sich um eine jener Verlagsvorausankündigungen gehandelt hat, die (möglicherweise) nicht eingelöst wurden. Der Stimmensatz war zu Lebzeiten Strawinskys nur leihweise erhältlich. Einen käuflichen Stimmensatz gibt es erst seit 1980.

Historische Aufnahmen: Hollywood 28. Juli 1955 mit der Sopranistin Marni Nixon, dem Flötisten Arthur Gleghorn, der Harfenistin Dorothy Remsen, dem Gitarristen Jack Marshall unter der Leitung von Igor Strawinsky; Hollywood 30. November 1965 mit der Mezzosopranistin Adrienne Albert, der Flötistin Louise de Tullo, der Harfenistin Dorothy Remsen, dem Gitarristen Laurindo Almeida unter der Leitung von Igor Strawinsky.

CD-Edition: VIII-2/26-29 (Aufnahme 1965).

Autograph: Das Autograph ging an Robert Craft; eine mit Anmerkungen versehene Photokopie gelangte über J. & W. Chester als Stiftung in die British Library London.

Copyright: 1955 durch J. & W. Chester in London.

Ausgaben

a) Übersicht

83-1 1955 Dp; Chester London; 25 S. 4°; J. W. C. 3831 A.

b) Identifikationsmerkmale

83-1 IGOR STRAWINSKY / FOUR SONGS / FOR / VOICE, FLUTE, HARP & GUITAR / PRICE / FULL SCORE [#] 15 s. net. / MINIATURE SCORE [#] 5 s. net. / J. & W. CHESTER, Ltd. / 11, Great Marlborough Street, London, W. 1. // FOUR SONGS / For / VOICE, FLUTE, HARP & GUITAR / by / IGOR STRAWINSKY / 1 The Drake / 2 A Russian Spiritual / 3 Geese and Swans / 4 Tilim-bom / Duration of Performance / about 5 minutes / Material on hire / J. & W. CHESTER, Ltd. / 11 Great Marlborough Street, / London, W. 1 // (Dirigierpartitur fadengeheftet 24 x 30,5 (4° [4°]); Singtext russisch-phonetisch / englisch; 25 [23] Seiten + 4 Seiten Umschlag steifes Papier schwarz auf pfirsichfarben [Außentitelei, 3 Leerseiten] + 2 Seiten Vorspann [Innentitelei, Kompositions- und Ausspracheerläuterungen >COMPOSERS NOTE< für englisch Sprechende mit Strawinsky-Unterschrift >Igor Stravinsky< handschriftlich in Strichätzung] + 3 Seiten Nachspann [Seite mit verlagseigener Werbung >THE WORKS OF MANUEL DE FALLA< ohne Stand, Seite mit verlagseigener Werbung >IGOR STRAWINSKY / Over 25 years ago the House of Chester was the first English music publishing house to / recognise the importance of, and to issue in their own edition, the compositions of this / world famous composer. / It will be noted that these works contain many of his most important contributions / to music of this century.<** ohne Stand, Seite mit verlagseigener Werbung >SELECTED CHAMBER MUSIC / from the / CHESTER EDITION<*** ohne Stand]; Kopftitel >FOUR RUSSIAN SONGS / for Voice, Flute, Harpe and Guitar<; Autorenangaben 1. Notentextseite paginiert S. 3 unterhalb Stücktitel >I THE DRAKE< linksbündig zentriert >Phonetic Russian text / by the composer / English translation by / ROBERT CRAFT< rechtsbündig zentriert >IGOR STRAWINSKY / 1918, instr. 1953<, S. 9 unterhalb Stücktitel >II A RUSSIAN SPIRITUAL< linksbündig [wie S. 3] rechtsbündig zentriert >IGOR STRAWINSKY / 1919, instr. 1954<, S. 16 unterhalb Stücktitel >III GEESE AND SWANS< linksbündig [wie S. 3] rechtsbündig zentriert >IGOR STRAWINSKY / 1917, instr. 1954<, S. 20 unterhalb Stücktitel >IV TILIM - BOM< linksbündig >Phonetic Russian text / by the composer / English translation by / ROSA NEWMARCH****< rechtsbündig zentriert >IGOR STRAWINSKY / 1915, instr. 1954<; Rechtsschutzvorbehalte S. 3 [1. Notentextseite], 9, 16, 20 unterhalb Notenspiegel linksbündig >Copyright for all Countries, 1955, / J. & W. Chester Ltd., London.W.1.< rechtsbündig >All rights reserved<; Anmerkungshinweis 1. Notentextseite unterhalb Notenspiegel als letzte Druckzeile linksbündig >N.B. These songs are published with piano accompainement as No. 1 and 4 of Quatre Chants Russes, with Russian and French words.<; Herstellungshinweis 1. Notentextseite, S. 9, 16, 20 unterhalb Rechtsschutzvorbehalt rechtsbündig gekastet >Printed in England<; Spieldauerangaben stückbezogen als [einzige] Endevermerke rechtsbündig S. 8 >1'14"<, S. 15 >1'40">, S. 19 >0'31"<, S. 25 >0'58"<; Platten-Nummer >J.W.C. 3831 A<) // (1955)

* Im Darmstädter Exemplar sind die beiden Preisangaben durch eine einzige Preisangabe in Form eines runden Aufklebers mit >18/6< originalüberklebt.

** Angezeigt wird in werkalphabetischer Reihenfolge ohne Editionsnummern und ohne Preisangaben >A SELECTED LIST OF WORKS / Berceuse du Chat° Four Songs for Contralto and Three Clarinets / *° Miniature Score / *° Voice and Piano / Berceuse and Finale (L’Oiseau de Feu)°° Arranged by M. Besly. Organ / Les Cinq Doigts—Eight easy pieces° Piano Solo / Cinq Pieces Faciles (Right hand,°° easy)° Piano Four Hands / L’Histoire°° du Soldat° To be read, played, and danced. Miniature Score / *°* Vocal Score / * Suite arranged by the Composer for / [#] Violin, Clarinet, and Piano / Les Noces—Ballet with Chorus° Miniature Score / *° Vocal Score / L’Oiseau de Feu (1919)—Suite from the Ballet° Miniature Score / Piano Rag Music° Piano Solo / Pribaoutki for Medium Voice and Eight Instruments° Miniature Score / *° Voice and Piano / Pulcinella, Ballet after Pergolesi° Piano Score / Quatre Chants Russe°° for Medium Voice° Voice and Piano / Ragtime for Chamber Orchestra° Miniature Score / * arranged by the Composer° Piano Solo / Renard—A Burlesque in one act° Miniature Score / * Vocal Score / Ronde des Princesses (L’Oiseau de feu)°° Arranged by M. Besly. Organ / Song of the Haulers on the Volga, arranged for Wind Instruments. Score and Parts / Trois Histoires pour Enfants for Medium Voice° Voice and Piano / separately: Tilimbom—with orchestral accompaniment. / Trois Pieces Faciles (Left Hand Easy)° Piano Four Hands / Trois Pieces° Solo Clarinet< / > All Orchestral Materials are available on Hire from the Chester Orchestral Hire Library.< [° Distanzpunkte in Zweierligatur(en); °° Schreibweise original; * Identitätskommata („)].

*** angezeigt werden >TRIOS<, >QUARTETS< und >VARIOUS<, unter der Rubrik >TRIOS< neben dem Autorennamen eingerückt >Strawinsky, I. - Suite from “L’Histoire du / Soldat” — Clarinet, Violin, / and Piano<.

**** zweite Zeile eingerückt.


K Cat­a­log: Anno­tated Cat­a­log of Works and Work Edi­tions of Igor Straw­in­sky till 1971, revised version 2014 and ongoing, by Hel­mut Kirch­meyer.
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